Volkstrauertag in Donaustauf und Sulzbach – "Nie wieder Krieg!"

02. Dezember 2012

Am 16. und 17. November hat der Markt Donaustauf den Volkstrauertag begangen. Bürgermeister Jürgen Sommer gedachte sowohl in Donaustauf als auch in Sulzbach den Opfern von Krieg und Rassismus.

2012-12-02 Volkstrauertag

Verehrte Gemeinde, wir haben uns am Volkstrauertag zusammengefunden, um den gefallenen aller Nationen der beiden schrecklichsten Kriege, welche die Menschheit bisher kennt, zu gedenken.

Wir gedenken an diesem Tag auch der Getöteten in der Heimat, die durch Bomben, politische Verfolgung oder Rassismus getötet wurden, und wir gedenken der getöteten Soldaten unserer Bundeswehr.

Ich habe im vergangenen Jahr genau an dieser Stelle darüber gesprochen, dass wir froh sein müssen, dass unser Kriegerdenkmal lediglich Namen von Soldaten unserer Heimatgemeinde trägt, die im 1. Und 2. Weltkrieg gefallen sind.

„Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher!“ Dies sagte eins Albert Einstein, den Sie ohne Übertreibung sicher alle kennen. Er bringt es auf den Punkt: die Dummheit des Menschen. Und genau auch deswegen müssen wir froh sein, dass unser Kriegerdenkmal lediglich Namen von Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges trägt. „Weil aber die Toten schweigen, beginnt immer alles von vorne!“ Auch das ist ein Zitat, nämlich von einem französischen Philosophen namens Gabriel Marcel.

Der Mensch ist einfach zu dumm, um sich an das unendliche Leid der Kriege nach ein paar Jahren des Friedens noch zu erinnern. Wir können Tote in unserer Welt auf Erden nicht wieder zum Leben erwecken – aber wir können ihnen unsere Stimme verleihen. Lassen wir die Toten der Kriege, lassen wir die Söhne unserer Heimatgemeinde, vor deren Gedenkmal wir hier uns jetzt stehen, durch uns sprechen. Was würden sie wohl wollen, dass an ihrer Statt gesagt werden muss, um gegen die menschliche Dummheit des Vergessens anzukämpfen?

Vielleicht: „Erinnert Euch! Erinnert Euch daran: Tod, Verwundung, Vertreibung, Sterben, ja Krepieren durch Bomben, Kugeln, Feuer, Gas – in Angst, ohne Zuspruch Licht und Wärme, sondern einsam in Schmerz, Verlassenheit und Dreck, auf den Schlachtfeldern der Weltgeschichte. Erinnert Euch an Verdun, El Alamein, Stalingrad! Diese Namen stehen beispielhaft als Platzhalter für das Grausamste, das die Welt, die angeblich menschliche Intelligenz, die uns doch vom Tier unterscheidet, hervorgebracht hat: den Krieg!“

Verehrte Gemeinde, die Toten sprechen zu uns durch ihre Namen, die hier an Denkmal in Stein gemeißelt stehen. Die Toten sprechen durch uns. Ihr Auftrag an uns, um ihr Opfer nicht vergebens sein zu lassen, lautet. „Nie wieder Krieg! Lebt in Einheit und (Menschen-)Recht und Freiheit. Stellt die Liebe, die Menschlichkeit in den Mittelpunkt Eures Handelns. Seid dankbar für eine nun schon 67 Jahre andauernde Periode des Friedens in Mitteleuropa und Deutschland. Dies ist unser Vermächtnis!“

Ich selbst füge hinzu: Bei aller Kritik am vereinten Europa, der Volkstrauertag ist der richtige Tag, um dankbar dafür zu sein, dass unsere Ehemänner, Väter, Söhne und Brüder nicht umsonst gefallen sind. Sie haben uns im Nachhinein das Friedenswerk eines vereinten Europas beschert. Eines Europas, welches vorwenigen Tagen den Friedensnobelpreis erhielt, stellvertretend für alle Völker, die unter seinem Zusammenschluss und Schutze leben. Das ist das Erbe unsere Gefallenen, derer wir heute im Besonderen gedenken wollen.

Aber auch außerhalb Europas brennt die Welt! Ich denke hier an die jüngsten Ereignisse in Syrien und dem gesamten Nahen Osten. Auch hier ist es das Erbe der Opfer der Kriege, das uns verpflichtet, uns für den Frieden auch im außereuropäischen Ausland einzusetzen.

Und noch einen Gedanken möchte ich an dieser Stelle anschließen: Wir sollten gerade in diesen Tagen und Wochen mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse in Donaustauf nicht nur vom äußeren Frieden reden, sondern auch vom inneren Frieden, vom Frieden innerhalb unserer Gemeinde. Auch dieser muss uns Grundlage und Auftrag unseres Handelns zum Wohle unserer Heimatgemeinde sein.

Text: Jürgen Sommer, Foto: Ursula Hildebrand

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