In Bayern gibt es zahlreiche Gemeinden, die auf die Umsetzung einer Gemeinschaftsschule hoffen, um so die Kinder wohnortnah beschulen und so auch ihre Schulen am Ort halten zu können. Am Dienstag, 7. Januar, haben sich Vertreter dieser Kommunen in Donaustauf im Landkreis Regensburg zum Meinungsaustausch getroffen.
Donaustaufs Bürgermeister Jürgen Sommer bemüht sich selbst seit einiger Zeit, in Donaustauf eine Gemeinschaftsschule umzusetzen. Das Standortgutachten hatte belegt, dass eine Gemeinschaftsschule in Donaustauf möglich wäre. Ein Förderverein – "Donaustauf macht Schule e. V." – hat sich gegründet und ein pädagogisches Konzept erarbeitet. Nun stehen Kommune und Verein kurz davor, eine Elternbefragung durchzuführen. Sollten zweidrittel der befragten Eltern ihr Kind auf eine Gemeinschaftsschule am Ort schicken wollen, so ist geplant, einen entsprechenden Antrag auf einen Modellversuch beim Kultusministerium zu stellen. Zahlreiche Infoveranstaltungen habe es bereits gegeben, so der Vorsitzende des Fördervereines, Martin Fichtner. Sommer dankte allen Anwesenden für ihr Kommen, er freue sich sehr, dass die Gruppe sich gerade Donaustauf als Tagungsort ausgesucht hatte.
Die Gemeinden Denkendorf und Kipfenberg (Landkreis Eichstätt), in denen der Verein "Bildung am Limes" aktiv ist, hat diesen Schritt der Antragsstellung bereits hinter sich. Die beiden Vorsitzenden Alfons Weber und Robert Feuerlein berichteten, dass der Antrag im August 2013 eingereicht worden sei. Außer einer Eingangsbestätigung sei aber seitens des Ministeriums bis heute nichts zu hören gewesen. Weber empfahl allen Kommunen, die sich um eine solche Schule bemühen, frühzeitig die Eltern mit ins Boot zu holen und diese umfassend zu informieren. Und: Die Lehrerschaft stehe dem Projekt meistens skeptisch gegenüber – zumindest in der Öffentlichkeit. Viele wollten sich nicht "outen", um Schwierigkeiten mit dem Schulamt zu vermeiden. Hier sei es hilfreich, wenn Eltern auch auf Lehrer mit diesem Thema zugingen.
In Arzberg im Landkreis Wunsiedel hat die Elternbefragung im Herbst 2013 stattgefunden, die Bitte um einen persönlichen Termin beim Kultusminister für die Übergabe des Antrages wurde mit Terminschwierigkeiten abgelehnt, der Antrag könne per Post übersandt werden. Man plane nun, den Antrag noch im Januar einzureichen, so Stefan Klauber, dritter Bürgermeister in Arzberg. Auch hier sei es schwierig gewesen, die Pädagogen zu überzeugen. Viele wollten sich nicht öffentlich zum Projekt bekennen, nur "hinter vorgehaltener Hand" hätten sich viele positiv geäußert. "Ein jahrzehntelanges System ist in den Köpfen festgefahren", so Klauber.
Aus Leutershausen (Landkreis Ansbach) konnte Bürgermeister Siegfried Heß berichten, dass alle hinter der Idee der Gemeinschaftsschule stehen: Schulleiter, Kollegium, Stadtrat – alle setzen sich für diese Idee ein. Hier steht nun die Erarbeitung des pädagogischen Konzeptes an. Leutershausen setzt hier auf breite Information und gut aufbereitetes Informationsmaterial, denn Heß geht davon aus, dass er "keinen Freischuss" hat. Sollte eine Ablehnung aus dem Kultusministerium kommen, gebe es keinen zweiten Versuch. Also müsse der erste so gut sein, dass er Eltern und Ministerium überzeugt. Im Sommer dieses Jahres soll dann die Elternbefragung stattfinden. Heß betonte, dass sich die Bemühungen um die Gemeinschaftsschule quer durch alle Parteien ziehen. Er sei selbst bei der CSU und kenne viele weitere CSU-Bürgermeister, die alle auf eine solche Schule setzen, aber "keiner will den Kopf rausstrecken".
Ebenfalls an der Umsetzung einer Gemeinschaftsschule wird in den Kommunen Kronwinkl, Eching, Ast und Vilsheim (Landkreis Landshut) gearbeitet. Herbert Lohmeyer berichtete, dass gerade das Standortgutachten erarbeitet wird. Auch hier halten sich Lehrerschaft und Schulleitung sehr zurück, die Resonanz bei den Eltern sei aber bisher sehr groß. Auch die Beschlüsse in den Gemeinderäten seien jeweils nahezu einstimmig gefasst worden.
Martin Güll, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, machte nochmals deutlich, dass es „mittelfristig keine Alternative für den ländlichen Bereich in Bayern“ gebe, als die Gemeinschaftsschule. Er stellte auch nochmals dar, dass es sich bei der Idee der Gemeinschaftsschule nicht um einen Schnellschuss handle, es gebe gut durchdachte Konzepte, die Menschen in den Regionen stünden hinter der Idee. Schulversuche wären nach dem Gesetz möglich, „wenn der gute Wille da ist“. An dem aber scheint es im Ministerium aktuell zu mangeln.
Die Vertreter der Kommunen und Fördervereine waren sich einig, dass man weiter für die Gemeinschaftsschule kämpfen werde. Der ländliche Raum werde aktuell ausgebremst, hier müsse man gegenhalten. Man wolle durch seriöse Arbeit überzeugen, eine Vernetzung der Eltern schaffen und so am Ende das Beste für die Kinder erreichen. Bildung müsse wieder etwas zählen in Bayern. "Jedes Schlagloch in der Straße ist mehr wert als Bildung", brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt. Die Teilnehmer setzen auf Vernetzung, um der Staatsregierung zu zeigen, dass hier keine Einzelkämpfer unterwegs sind, sondern dass die Gemeinschaftsschule breite Rückendeckung in Bayern hat. Ein nächstes Treffen ist daher nur eine Frage der Zeit!
Text: Ursula Hildebrand