"Wir leben in einer gigantisch tollen Stadt mit tollen Menschen!" So hat sie der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Joachim Wolbergs am Samstag, 19. Oktober, zu "seiner" Stadt bekannt. Und weil es die Stadt und die Menschen verdient haben, will er sich richtig reinknien, nicht nur im Wahlkampf, sondern auch in den sechs Jahren danach – am besten als Oberbürgermeister.
Ein Hauch von US-Wahlkampf wehte durch den Kolpingsaal, am Ende fehlte dann eigentlich nur noch der obligatorische Flitterregen, dafür wollte der Applaus der Gäste kaum mehr enden, was Wolbergs sichtlich nahe ging. Zuvor hatte ein buntes Programm mit viel Musik und Akrobatik sowie Statements von Wolbergs-Unterstützern die Gäste auf den Wahlkampf eingestimmt, ehe dann der Kandidat selbst seine Positionen vorstellte.
Prominente Unterstützer für Wolbergs Wahlkampf, so berichtete der prominenteste Unterstützer des Abends, Nürnbergs Oberbürgermeister Uli Maly, sei "das älteste und grausamste Assessment-Center", das er kenne. Ein ideales Alter, um OB zu werden, gebe es nicht, "aber einem der grade so 42 ist, dem würde ich dringend zuraten", meinte Maly in Richtung von Wolbergs. Jede Stadt sei anders, gab er dem Kandidaten mit auf dem Weg, man müsse wissen, wie eine Stadt tickt, wie die Menschen in einer Stadt ticken. Als OB dürfe man keine Rolle spielen, nicht das Amt präge einen, sondern man selbst müsse das Amt prägen. "Mach Dein Ding", gab er Wolbergs mit auf den Weg.
Fußball-Legende Karsten Wettberg – er hatte einst für den Beginn einer Erfolgsserie bei Jahn Regensburg gesorgt – betonte, dass Joachim Wolbergs immer wieder angeschoben habe, damit der Jahn nun endlich ein Stadion bekomme. Die Papstwiese sei eine "historische Chance" für den Regensburger Fußball. Eine ebensolche historische Chance habe nun die Regensburger SPD mit ihrem OB-Kandidaten Wolbergs, diese Chance müsse man nutzen.
Einen bewegenden Moment erlebte Joachim Wolbergs, als seine Frau Anja auf die Bühne trat. Sie habe sich immer auf ihren Mann verlassen können, auch wenn für ein gemeinsames Familienleben mit den beiden Kindern nicht viel Zeit bleibe. Und manchmal, da sei sie auch etwas eifersüchtig, vor allem dann, wenn ihr Mann im Urlaub mit Norbert Hartl telefonieren müsse – und das dann täglich!
Im voll besetzten Kolpingsaal war es dann an der Zeit, den Mann des Abends, den OB-Kandidaten, auf die Bühne zu holen. Mit „Don’t stop me now“ von Queen wurde der Auftritt von Joachim Wolbergs eingeläutet. Und stoppen wird ihn so schnell keiner können, denn der ganze Abend zeigte, dass die Regensburger SPD hoch motiviert in diesen Kommunalwahlkampf geht. Wolbergs gab dann seine wichtigsten Positionen im Schnelldurchlauf an die Gäste weiter.
Er habe viel gelernt in de letzten fünf Jahren als Bürgermeister, er habe viele Menschen kennen und schätzen gelernt. Und vor allem habe er erlebt, dass Regensburg eine weltoffene und tolerante Stadt ist. Er sei stolz, dass viele Menschen vor nicht allzu langer Zeit den Nazis die Stirn geboten haben. Er habe bewusst die angekündigte Kundgebung öffentlich gemacht, "und ich werde es in Zukunft wieder machen". Schon seine Eltern hätten ihm beigebracht, dass man sich den ewig Gestrigen in den Weg stellen müsse.
Regensburg müsse technologieorientiert bleiben und auf den Gebieten der Kulturwirtschaft, der Gesundheits- und der Sozialwirtschaft noch mehr tun. In allen Stadtteilen müsse es Gewerbeflächen geben. In Sachen Arbeitslosigkeit will sich Wolbergs nicht mit guten Quoten aus der Agentur abfinden, "Vollbeschäftigung haben wir erst, wenn alle Menschen in Lohn und Brot sind". Beim Thema Wohnen sparte der Kandidat nicht an der Stadtbau, diese arbeite aktuell wie jedes andere Immobilienunternehmen, "damit werde ich aufhören", kündigte Wolbergs an, die Stadtbau müsse sich um die Menschen kümmern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Auch in Sachen Mobilität in der Stadt nahm Wolbergs kein Blatt vor den Mund: „Ich will, dass dieser hässliche Altstadtbus aus der Innenstadt verschwindet!“ Stattdessen werde es kleine Elektrobusse für die Innenstadt geben. Weiter befasste sich Wolbergs mit den Themen Kultur, Infrastruktur, Bildung und öffentliche Sicherheit, auch hier müsse investiert werden.
Nach seinem Selbstverständnis sei "eine Stadt kein Konzern mit einem Vorstand an der Spitze", das öffentliche Gemeinwesen stehe im Vordergrund. Es gehe um das Miteinander aller Menschen in der Stadt und auch darüber hinaus, denn die Stadt könne alleine nicht existieren. Deshalb freute sich Wolbergs auch, dass er zahlreiche Vertreter aus dem Landkreis zum Wahlkampfauftakt begrüßen konnte. Am Ende versprach Wolbergs, sich "richtig reinknien" zu wollen. Dieses Versprechen brachte ihm einen langanhaltenden Applaus ein, den der 42-Jährige sichtlich gerührt entgegennahm.
Text: Ursula Hildebrand