Ein Kommentar: Armes Deutschland – Bundespräsident Wulff macht sich zum Ex-Präsidenten
Nein, über Italien lästern, das können wir uns künftig sparen, denn auch wir sind bald soweit, dass wir unsere Präsidenten wechseln wie andere die Unterhosen. Nicht mal zwei Jahre hat er durchgehalten, Christian Wulff, unser Bundespräsident. Eigentlich wollte ihn schon damals keiner so richtig, doch am 30. Juni 2010 trat er dann doch sein Amt an, von Anfang an irgendwie überschattet.
Und selbst bei seinem Rücktritt machte er keine wirklich gute Figur: „Die Berichterstattungen haben meine Frau und mich verletzt“, äh, ja, und? Wer Mist baut, der braucht sich nicht wundern, wenn die Medien darüber schreiben. Urlaub, Kredit, billigere Auto – all das sind Vorwürfe, die eigentlich gar nicht so schlimm sind, denn wer leiht sich nichtmal Geld von Freunden oder nutzt einen Vorteil, der sich bietet? Doch an ein Staatsoberhaupt werden eben – zurecht – andere Maßstäbe gesetzt. Man kann sich als Bundespräsident nicht einfach so zum Urlaub einladen lassen, teure Autos für wenig Geld fahren und dann noch einen Hauskredit unter doch seltsamen Umständen „von privat“ bei Freunden abrufen. Und nein, man kann auch einem Chefredakteur der Bild-Zeitung nicht auf die Mailbox wulffen. In den vergangenen Monaten wurden sämtliche Anstandsregeln gegen die Wand geklatscht – und das von einem, der als Präsident für ein Millionenvolk Vorbildfunktion haben sollte.
Wäre er von Anfang an ehrlich gewesen, dann wäre es nie soweit gekommen, aber nein, so wie viele andere verstrickte er sich mit jeder Aussage in Presse, Funk und Fernsehen noch viel mehr in seine – undurchsichtigen – Geschichten. „Ich habe Fehler gemacht“, gibt er bei seinem Rücktritt zu. Doch dann kommt’s: „Aber ich war immer aufrichtig!“ Mit Verlaub, Herr Ex-Präsident, mit diesem Satz haben Sie nun den Rest der eh schon schmal gewordenen Glaubwürdigkeit komplett verloren. Vielleicht hätten Sie beim Skandal um Baron zu Guttenberg doch etwas genauer hinschauen sollen, dann wäre Ihnen das so sicher nicht passiert …
Text: Ursula Hildebrand, Foto: Jesco Denzel, www.bundespraesident.de