Informationsveranstaltung mit Martin Güll zum Thema Gemeinschaftsschule

Foto: Ursula Hildebrand

15. Oktober 2011

Am Freitag, 14. Oktober, hat in Donaustauf eine Informationsveranstaltung zum Thema Gemeinschaftsschule stattgefunden. Der Vorsitzende des Bildungsauschusses des Bayerischen Landtages, der SPD-Abgeordnete Martin Güll war auf Einladung von Bürgermeister Jürgen Sommer in den Markt gekommen.

Die Hauptschule steht vor dem Ende, zum Schuljahr 2013/2014 wird es in Donaustauf keine Hauptschule mehr geben. Durch die Einführung der Mittelschule habe der Standort Donaustauf keine Zukunft mehr, so Sommer. Um eine wohnortnahe Beschulung der Kinder zu erreichen und eine möglichst sinnvolle Nutzung für das dann leerstehende Gebäude in der Jahnstraße hatte er sich deshalb auf den Weg gemacht, eine Alternative zu finden, diese könnte nun mit der Gemeinschaftsschule gefunden sein. Die Landtagsfraktion der SPD hat dieses Konzept erarbeitet und informiert nun in ganz Bayern über die Voraussetzungen und die Schritte zur Umsetzung.

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Foto Ursula Hildebrand

Im voll besetzten Bürgersaal in Donaustauf konnte Bürgermeister Sommer zahlreiche interessierte Eltern, Vertreter aller Fraktionen im Gemeinderat sowie den zweiten Bürgermeister Wolfgang Weigert und den dritten Bürgermeister Bernd Kellermann begrüßen. Martin Güll schilderte in seinem Vortrag die Situation der Schulen in Bayern. Rund 1.000 Hauptschulen gebe es momentan noch in Bayern, die Tendenz sei sinkend. Schulen verlagerten sich in die Zentren, für die Schüler ergebe dies lange Busfahrten in überfüllten Bussen, so Güll. Auch die Kommunen seien an die Parteien herangetreten, um Lösungen einzufordern. „Wir haben dann Schulen in ganz Europa besucht, um zu sehen, wie die das machen“, so Güll. Zahlreiche sehr gute Konzepte zum Beispiel in der Schweiz und in Finnland seien dabei aufgefallen. Aus diesen Erfahrungen heraus ist dann das Konzept der Gemeinschaftsschule entstanden. Wichtig für eine Schule sei, dass sie einen mittleren Bildungsabschluss (Realschulabschluss), einen Übergang in die Oberstufe des Gymnasiums und ein Ganztagsangebot anbiete. Zudem müsse Förderung und nicht Überforderung im Mittelpunkt stehen, die individuelle Förderung müsse die Nachhilfe ersetzen und letztlich müsse auch genug Zeit für persönliche Bedürfnisse der Schüler bleiben, berichtet Güll. All das könne die Gemeinschaftsschule.

Etwa eineinhalb Jahre seien nötig, bis eine Kommune mit der Umsetzung beginnen könne. Zunächst muss in eine Standortanalyse festgestellt werden, ob genügend Schüler für die Gemeinschaftsschule in Donaustauf zur Verfügung stünden, das Gebäude wird untersucht, ob die Umsetzung dieser Schule hier möglich ist. Eine weitere Vorarbeit ist mit der Erstellung eines pädagogischen Konzeptes zu leisten. Falls Analyse und Konzept positiv ausfallen, dann kann eine Kommune den Antrag auf Umsetzung einer Gemeinschaftsschule stellen. Analyse und Konzept kosten laut Güll rund 8.000 bis 10.000 Euro. Bürgermister Sommer geht von einer höheren Summe aus, er sprach von 10.000 bis 20.000 Euro.

Die Anwesenden quittierten den Vortrag mit großem Applaus, auch die anschließende Diskussion zeigte, dass viele großes Interesse haben, eine Gemeinschaftsschule in Donaustauf einzurichten. Die Marktgemeinderäte Wolfgang Weigert und Martin Sendlbeck, beide CSU, zeigten sich dem Konzept grundsätzlich nicht ablehnend gegenüber, doch in einigen Punkten äußerten sie ihre Skepsis. Ein Konzept, das individuelle Förderung verlange, sei wohl eher nur in homogenen Gruppen möglich, so Sendlbeck. Hier erwiderte Güll, dass auch heute schon keineswegs Heterogenität in den Klassen herrsche. Nur heute sei es eben selbstverständlich, dass eine Lehrkraft mit dieser Situation klarkomme. Weigert stellte klar, dass es für eine Gemeinschaftsschule keine rechtliche Grundlage im bayerischen Schulgesetz gebe. Martin Güll bestätigte dies, zeigte aber auf, dass eine Genehmigung nach §§ 81,82 und 83 (Modellschulen) oder §§121/126 (Schulen der besonderen Art) möglich und vom Gesetz gedeckt sei. Marktrat Bernd Kellermann (SPD/parteifrei) meinte hierzu kämpferisch: „ Wenn genügend Druck von uns kommt, dann wollen wir mal sehen, ob die uns das verbieten!“ Aus dem Reihen der Eltern kamen zudem Fragen zur Unterrichtszeit, zur Nachmittagsbetreuung und auch zur Lehrerausbildung.

„Es geht um die Kinder“, betone Bürgermeister Sommer nach der Diskussion. Ein großer Vorteil sei, dass durch das längere gemeinsame Lernen der Übertrittsdruck in der vierten Klasse wegfalle. „Dieser Druck belastet die Kinder und die ganze Familie. Diesem Druck ist kaum ein Zehnjähriger wirklich gewachsen“, so Sommer. „Ich bin bereit, alles dafür zu tun, die Möglichkeiten der Umsetzung einer Gemeinschaftsschule in Donaustauf zu prüfen.“

Text: Ursula Hildebrand

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