Die erste Hürde ist geschafft: Das vom Donaustaufer Marktgemeinderat in Auftrag gegebene Standortgutachten zur Schule am Ort hat ergeben, dass die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule wenigstens zweizügig, eventuell sogar dreizügig möglich ist. Das Gutachten wurde am Donnerstag 27. September, zunächst nicht-öffentlich den Mitgliedern des Marktgemeinderates vorgestellt. Im Anschluss daran fand eine öffentliche Versammlung statt.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll, der Vorsitzender des Bildungsausschusses in Bayerischen Landtag ist, und Roland Grüttner, der Ersteller des Gutachtens, standen den Markträten und interessierten Gästen Rede und Antwort. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Maria Scharfenberg, der stellvertretende Landrat Sepp Weitzer (SPD) sowie die Bürgermeister der Nachbargemeinden Tegernheim und Altenthann, Meinrad Hirschmann (SPD) und Ludwig Eder (CSU), waren nach Donaustauf gekommen, um sich zu informieren.
Roland Grüttner legte die detaillierten Zahlen zur Donaustaufer Mittelschule vor. Die Berechnung hatte ergeben, dass spätestens zum Schuljahr 2014/2015 keine Mittelschüler mehr in Donaustauf zur Schule gehen werden. Die Realität zeigt sich hier sogar noch härter: Schon jetzt ist besiegelt, dass bereits ein Jahr eher, nämlich zum Schuljahr 2013/2014 keine Mittelschüler mehr in Donaustauf zur Schule gehen werden. Grüttner hatte nun für die Berechnung der möglichen Schülerzahlen einer Gemeinschaftsschule nur die Statistiken der vergangenen Jahre sowie die Geburtenzahlen herangezogen. Die Möglichkeiten, dass weitere Familien mit schulpflichtigen Kindern in den Ort ziehen oder dass Schülerinnen und Schüler aus anderen Orten zu einer Gemeinschaftsschule nach Donaustauf einpendeln könnten, wurden außer acht gelassen. Trotzdem sei eine Gemeinschaftsschule möglich so Grüttner.
Bei einer theoretischen Übertrittsquote von 67 Prozent eines Jahrganges an die Gemeinschaftsschule ergebe sich für Donaustauf alleine eine zweizügige Gemeinschaftsschule, gemeinsam mit der Gemeinde Tegernheim sei sogar eine dreizügige Gemeinschaftsschule möglich. Aus den bisherigen Erfahrungen aus NRW seien sogar Quoten von 75 Prozent realistisch, er habe aber absichtlich vorsichtig gerechnet, so Grüttner. Zunächst könnte die Gemeinschaftsschule mit zwei oder drei fünften Klassen starten, die ersten Jahre sei noch kein Um- oder Anbau an das Schulgebäude nötig. Da aber die Gemeinschaftsschule auch eine besondere Pädagogik habe, seien für eine Gemeinschaftsschule auch mehr Räume nötig, So müssten zum Beispiel Gruppenräume, eine Mensa und ein Ruheraum zur Verfügung stehen. Hier sollte von Anfang an gut geplant werden, damit diese Investitionen rechtzeitig durchgeführt werden könnten, so Martin Güll. Auch gelte es, zunächst vorhandene Ressourcen auszuschöpfen, bevor ein Neubau entstehe. In der Dikussion wurde dann auch die Idee aufgeworfen, eventuell Klassen ins Schulgebäude nach Tegernheim auszulagern.
Bürgermeister Jürgen Sommer (SPD) betonte nochmals, dass er es als sehr wichtig erachte, dass die Schule am Ort erhalten bleibe. Die erste Frage von jungen Familien, die sich für ein Grundstück in Donaustauf interessierten, sei die nach Kindergarten und Schule. Er forderte "passgenaue Lösungen" für einzelne Kommunen. Maria Scharfenberg, die selbst 15 Jahre als Realschullehrerein gearbeitet hat, wünschte sich eine umfassende Information für die Bürgerinnen und Bürger, denn nur so sei es möglich, die Eltern auf dem Weg zur Gemeinschaftsschule mitzunehmen.
Wolfgang Weigert (CSU), dritter Bürgermeister des Marktes, äußerte seine Skepsis gegenüber dem Modell der Gemeinschaftsschule. Er halte es für ausgeschlossen, Zweidrittel der Eltern zu überzeugen, ihr Kind auf eine Gemeinschaftsschule zu schicken. Zudem sei es nötig, bei den Kosten abzuwägen: "Was kann man, was will man?"
Der stellvertretende Landrat Sepp Weitzer, selbst Vater von vier Kindern, stellte dar, dass nur eine gute Struktur einen Ort attraktiv mache – Arzt, Schule, Kindergarten, Einkaufsmöglichkeiten, all das seien Faktoren, die für die Menschen in einem Ort entscheidend seien. Man sollte sich nun an den Fakten orientieren, die das Gutachten ergeben hat: "Was habt ihr in Donaustauf zu verlieren?"
In einer angeregten Diskussion zeig te sich, dass viele Eltern eine Gemeinschaftsschule in Donaustauf begrüßen würden. Sommer stellte den Kritikern entgegen, dass man keineswegs das dreigliedrige Schulsystem von Donaustauf aus abschaffen wolle. "Wer sein Kind auf ein Gymnasium oder an eine Realschule schicken will, der darf das natürlich tun", betonte er. Für viele Kinder aber könnte die Gemeinschaftsschule eine gute Alternative sein.
In einem nächsten Schritt wird der Markt nun gemeinsam mit Fachleuten ein pädagogisches Konzept für eine mögliche Gemeinschaftsschule in Donaustauf entwickeln. Sobald dieses vorliegt liege es an den Eltern, ob sie dieses Schulmodell in Donaustauf haben wollen.
Text & Foto: Ursula Hildebrand