Die SPD-Landtagsfraktion hat am Donnerstag, 19. April, in Schwandorf einen Bildungsdialog zur Gemeinschaftsschule abgehalten. Zum 21. Mal informierte Bildungsexperte Martin Güll Eltern, Großeltern, Lehrer und interessierte Bürger. Mit dabei war auch Bürgermeister Jürgen Sommer.
Die Landtagsabgeordneten Margit Wild (Regensburg) und Franz Schindler (Schwandorf) begrüßten die Gäste. Die Situation im Bereich der Bildung stelle sich so dar, dass heute viele Kinder in Bayern durchs Raster fallen. Es sei Aufgabe der SPD, "den Finger in die Wunde zu legen", so Margit Wild. Man habe sich auf die Suche nach Alternativen gemacht uns sei hier auf das Konzept der Gemeinschaftsschule gestoßen.
Bürgermeister Sommer berichtete, dass er in Donaustauf vor dem Problem stehe, dass der Schulstandort vor dem Aus stehe. Doch gerade die Schule sei ein wichtiger Standortfaktor. So werde er von potentiellen Neubürgern immer wieder nach Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten und eben der Schule gefragt. Eine wohnortnahe Schule sei sehr wichtig. Bereits vor etwa einem Jahr habe er sich deshalb nach Alternativen umgesehen und hab dann auch mit Martin Güll Kontakt aufgenommen. Das Konzept, Kinder länger gemeinsam lernen zu lassen, habe ihn überzeugt. Innerhalb von nur neun Tagen war es dann engagierten Eltern gelungen, Unterschriften für eine Gemeinschaftsschule zu sammeln. Momentan wird nun an der Standortanalyse gearbeitet. In etwa acht Wochen dürfte feststehen, ob eine Gemeinschaftsschule in Donaustauf möglich ist.
Schwandorfer Oberbürgermeister Helmut Hey gratulierte Sommer zu seinem Engagement, er sei "ein Bürgermeister mit Herzblut". Eigentlich, so Hey, seien ja Gemeinden nicht für die Inhalte der Schulpolitik zuständig, doch die Verhältnisse vor Ort machten dies nötig. Schwandorf habe hier ebenfalls eine schwierige Situation. Die flächenmäßig fünftgrößte Stadt Bayerns hat acht Grundschulen und zwei Hauptschulen. Im Vergleich zu 1975 gab es im Jahr 2011 haben sie die Zahlen der Erstklässler halbiert. Früher gab es 300 Geburten im Jahr, heute sind es nur noch 200, so Hey. Die Stadt gebe jedes Jahr rund fünf Prozent, das sind etwa 2,5 Millionen Euro, für ihre Schulen aus. Und auch in einer so großen Stadt sollte das Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“ gelten. Die Gemeinschaftsschule sei die richtige Antwort auf die Fragen, die sich mit dem heutigen Schulsystem auftun.
Der SPD-Bildungsexperte Martin Güll – er bestritt seinen 21. Bildungsdialog – betonte, es sei vor allem wichtig, den Druck von den Kindern zu nehmen. Dieser habe bereits in der dritten und vierten Klasse ungeahnte Ausmaße an. So sei bei der Suche nach der richtigen Schulform entscheidend gewesen, dass die Entscheidung für einen möglichen Abschluss nach hinten verschoben werde. Die Gemeinschaftsschule mache es möglich, dass die Kinder bis mindestens zur zehnten Klasse gemeinsam lernen können. Alle gängigen Bayerischen Schulabschlüsse und der Übergang auf’s Gymnasium müssen gewährleistet sein. Auch die Rolle des Lehrers werde an der Gemeinschaftsschule eine andere sein. Dieser werde zum "Lernbegleiter".
In zwei Dialogforen standen dann Margit Wild, Franz Schindler, Martin Güll und Jürgen Sommer den Anwesenden Rede und Antwort. Grundsätzlich standen die Anwesenden der Idee der Gemeinschaftsschule positiv gegenüber. Kritische Fragen nach der Bewertung der Leistungen der Schüler und der Lehrerfortbildung standen dabei im Vordergrund. Leistungsbewertungen seien insofern sehr wichtig, da es nur durch diese Bewertungen möglich sei, an Prüfungen teilzunehmen und einen Abschluss zu erwerben. In der Lehreraus- und -fortbildung müsse sich ebenfalls etwas tun, denn die Pädagogik in der Gemeinschaftsschule müsse entsprechend vermittelt werden.
In weiteren Bildungsdialogen will die SPD-Landtagsfraktion weiter über das Konzept der Gemeinschaftsschule informieren.
Text & Foto: Ursula Hildebrand