Ein "roter Lump", ein beichtender Dackel und Michael Jackson – das waren drei wichtige Hauptdarsteller bei der Lesung, zu derder SPD-Ortsverein Donaustauf den früheren Münchner Oberbürgermeister Christian Ude eingeladen hatte. Der Bürgersaal war gut gefüllt, es wurde viel gelacht und am Schluss musste Ude zahlreiche Bücher signieren.
Der Vorsitzende des Ortsvereins, Donaustaufs Bürgermeister Jürgen Sommer, begrüßte den auch nach seinem Ausscheiden populärsten SPD-Politiker Bayerns. Ude erinnerte sich, dass er während einer Wahlkampftour im August 2013 bereits Station in Donaustauf gemacht hatte. Er versicherte, dass er den Wahlerfolg Sommers mit über 60 Prozent der Stimmen und der SPD mit sieben Mandaten (von 16) besonders zu schätzen wisse. Nach zahlreichen Wahlkämpfen in München, unter anderem gegen Peter Gauweiler, könne er einschätzen, wie schwer so ein deutlicher Erfolg bei zwei Gegenkandidaten zu erringen sei. In seiner Lesung setzte er sich auch mit seiner eigenen Partei und ihren Ritualen kritisch auseinander.
Den Anfang machte Ude mit einer Geschichte über den legendären Münchner Pfarrer Fritz Betzwieser. Er galt als besonders volksnah und stellte in seinen Predigten immer wieder den Tierschutz in den Mittelpunkt. Praktisch umgesetzt wurde dieser Tierschutz auch dadurch, dass Katzen während der Messe durch die Bänke strichen und der Pfarrer angeblich "einem besonders treuherzig dreinschauenden Dackel die Beichte abnahm". Dieses Treiben wurde dem Erzbischöflichen Ordinariat zu viel und es leitete ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den Pfarrer ein. Der schaltete daraufhin den jungen Rechtsanwalt Ude mit den Worten ein: "Du bist ein roter Lump. Du vertrittst mich – und dann werden die im Ordinariat schon zu zittern anfangen." So geschah es tatsächlich – und die Ermittlungen des Erzbischöflichen Ordinariats verliefen im Sande. In einer weiteren Geschichte mit dem Titel "Live aus Passau" schilderte Ude seine Erlebnisse als junger Hörfunkreporter, der eine Diskussion mit dem legendären CSU-Bundestagsabgeordneten Franz Xaver Unertl im Radio wiedergeben sollte. Kritisch beleuchtete er dann die üblichen Wahlkampfrituale, bei denen Kandidaten "das Bad in der Menge" suchen – unglücklicherweise stellt sich "die Menge" aber nicht ein. Der Kandidat im Wahlkampf muss dafür mit dem "Schwabinger Toni" vorlieb nehmen, einem Original, das weniger an politischen Aussagen, als am ausgeschenkten Freibier Interesse zeigt.
Intime Einblicke gab Ude dann in seine Familie, als er einen Muttertag schilderte, und in sein Leben als zweter Bürgermeister der Landeshauptstadt, der – man höre und staune! – Michael Jackson dem damaligen Oberbürgermeister Georg Kronawitter vorzustellen hatte. Jackson begrüßte das Stadtoberhaupt nach Udes Ohrenzeugenschaft geradezu klassisch mit einem deutlichen "Hi!". Schließlich schilderte Ude seine Erlebnisse als Anhänger des TSV 1860 München, der regelmäßig bei der Meisterfeier des FC Bayern München gnadenlos ausgepfiffen wird. Er geriet allerdings auch bei der Aufstiegsfeier "seines" Vereins deutlich ins Abseits.
Ortsvereinsvorsitzender Sommer dankte Ude für seinen Besuch in Donaustauf und überreichte ein kleines Geschenk. Für seine Ehefrau Edith von Welser-Ude durfte der Ex-Oberbürgermeister einen Blumenstrauß in Empfang nehmen – "zum Muttertag", wie Sommer augenzwinkernd ergänzte. Am Büchertisch gab es noch rege Nachfrage nach Udes Büchern, in denen seine Reden und seine Wortwechsel mit Peter Gauweiler abgedruckt sind. Geduldig stattete er viele Bücher mit einer persönlichen Widmung aus.
Text: Bernd Kellermann, Fotos: Ursula Hildebrand